Gigreview: Ox-Fanzine / Ausgabe #64

TRASHCAN DARLINGS

10.12.05 Oslo, John Dee Club

„Elvis Presley was the king of rock’n’roll. Here are the TRASHCAN DARLINGS!“, schmettert das Intro am 10.12.05 von der Bühne des John Dee Clubs in Oslo. Der große Vorhang hebt sich …

Aber alles der Reihe nach. Dank der billigen Airlines stellt ein Ausflug nach Oslo heutzutage kein großes Problem mehr dar und ermöglicht uns, dem 10. Geburtstag der TRASHCAN DARLINGS beizuwohnen. Nach der Landung im verschneiten Norwegen gibt es erst einmal ein lang ersehntes Wiedersehen mit Strange Gentle, dem Sänger der Band. Danach die Koffer in unserem Quartier abgeschmissen und gleich weiter in den Club, um den Rest der Band, einschließlich des neuen Drummers Andy Hunter, zu begrüßen. Schon beim Soundcheck wird klar, das wird ein grandioser Abend. Gegen 23:00 Uhr ist es dann endlich soweit. Der Vorhang, der die Bühne bis dahin verhüllte, hebt sich. Grelles Scheinwerferlicht, Weihnachtsbäume, ein riesiges Bandlogo und fünf wild geschminkte Jungs stehen mehr als 300 begeisterten Fans gegenüber. „Psychotic Barbie“ dröhnt mit einem mörderischen Sound aus den Boxen, gefolgt von der Glam-Punk-Hymne „Criminal porn“. Eine Zeitreise durch die gesamten zehn Jahre der Band beginnt und es wird kein Klassiker ausgelassen. Als ersten Höhepunkt verteilt Santa Claus während des Konzertes Geschenke an das Publikum. CDs, DVDs, Platten und ein Hotdog(!) werden so unters Volk gebracht. Santa gibt dann, im wahrsten Sinne des Wortes, auch noch sein letztes Hemd und verlässt fast nackt die Bühne. Als zweiter Höhepunkt entern alle Ex-Darlinge die Bühne, um mit der aktuellen Besetzung „Electro shock rock“ zum Besten zu geben.

Nachdem die Jungs von der Bühne verschwunden sind, macht das Publikum schnell klar, ohne Zugabe läuft hier nix! Als Überraschung kommen aber erst einmal die Mädels der Vorband THE CABLES erneut auf die Bühne. Komplett im Darlings-Style, inklusive Schminke, rocken die Fünf mit „Stupid girl“ richtig ab, um danach wieder Platz für die eigentlichen „Stars“ des Abends zu machen. Drei weitere Zugaben der Trashcans, die es noch mal richtig in sich haben. Auf „Holiday in my head“, folgt „Johnny is a drag-queen“ und als krönender Abschluss „I just wanna die (on a chemical high)“. Im Anschluss an den Gig drängeln sich ungefähr hundert Leute im dafür viel zu kleinen Backstageraum. Jeder will den Jungs gratulieren und sich für den mehr als gelungen Abend bedanken. Ein Geschenk erhält die Band natürlich auch noch: eine auf zwanzig Kopien limitierte „Bootleg“-LP vom eigenen Label, mit einem Best-Of der letzten Jahre. Wer dem Chaos hinter der Bühne entkommen kann, macht sich auf den Weg in das Elm Street Rock Café, wo die offizielle Aftershow-Party stattfindet. Bei einigen dauert die Feier bis zum Sonnenaufgang und der ist um diese Jahreszeit in Norwegen bestimmt nicht um 7:00 Uhr.

Die folgenden Tage wandern wir als Touristen in Oslo umher: Weihnachtsmarkt, Wikingerschiffsmuseum, Zentrum … Man kann soviel in dieser reizenden, „kleinen“ Stadt unternehmen. Natürlich auch Platten kaufen! Am besten ist man da bei Neseblood Records (Kjøp – Salg – Bytte; Rathkes gt. 7; 0558 Oslo; www.neseblodrecords.com) bedient. Hier findet man fast alles, was an Punk/Metal/Rock jemals auf Vinyl beziehungsweise CD gepresst wurde. Fachliche Beratung gibt es gratis vom Ex-Drummer der Trashcans, Skinny Shotgun. Wer nach einem anstrengenden Plattenshoppingtag ein gemütliches Plätzchen zum Biertrinken, mit guter Musik sucht, der geht am besten ins bereits erwähnte Elm Street (Dronningensgate 32; 0154 Oslo; www.elmstreet.no). Das Flair ist einfach einzigartig und mit legendären Zeitungsartikeln beziehungsweise Plattencovern an der Wand ist schnell das Herz eines richtigen Musikliebhabers erobert. Vielleicht trifft man dort auch auf einen der zahlreichen Musiker aus Oslo. Wer weiß, wer weiß … Wie sieht denn nun aber die Zukunft der Band aus? Im nächsten Jahr wird es im Frühjahr drei Konzerte zum Aufwärmen geben, im Herbst dann auch endlich wieder eine ausgiebige Tour quer durch Deutschland, Österreich und wo es die Jungs sonst noch hinzieht. Das neue Album wird bis dahin natürlich auch fertig sein. Wir durften vorab schon mal ein paar Songs dieses neuen Meisterwerkes lauschen, und glaubt uns, da kommt etwas ganz Großes auf euch zu. Für alle von euch, die kein Exemplar der zumeist ausverkauften ersten Veröffentlichungen („Gore Gore Boys“-10″; „Holiday In My Head“-EP …) ergattern konnten, ist für Ende des Jahres eine Best-Of-CD geplant

Arnim und Daniel Bohla

© by OX-FANZINE / Ausgabe 64 (Februar 2006)