Ret Marut

Sommer der Anarchie CD

(Dune Fish / EdelKultur)

Es ist eigentlich nicht meine Art eine CD zu besprechen, die aus meinem eigenen Plattenschrank kommt. Bei Ret Marut muss ich eine Ausnahme machen, denn nach dem ich bereits in einigen Reviews ihren Gig im Cottbusser Glad-House abgefeiert habe, ist es mir eine Bedürfnis auch das im Oktober 2008 erschienene Erstlingswerk der Band vorzustellen.

Um es vorweg zu nehmen, es ist nach der „Fortschritt“ von Dritte Wahl ein weiteres Album, das ich ohne Vorbehalte empfehlen kann.

Ret Marut, an deren Spitze das Schauspielerehepaar Maria Simon und Bernd Michael Lade stehen, haben hier 16 erstklassige Songs aufgenommen. Der Begriff Punkrock mit Niveau, wird hier anschaulich verwirklicht und jeder, der die letzten Alben von „Slime“ kennt, kann die Band vom Stil her ein bißchen einordnen. Vielleicht kann man auch bedingt noch Namen wie „EA 80“ oder die alten erwürdigen „Joy Division“ bemühen. Der Sound ist am Anfang etwas motorisch. Aber durch die sehr präzise eingebauten melodischen Tracks wird das Alles dermaßen gelungen aufgelockert, dass vom ersten bis zum letzten Song ein hoher Grad an Abwechslung gehalten wird. Durch den genialen Gesang von Maria, die im Wechsel mit Michael am Mikrophon steht, bekommt das Album zusätzlich Leben und Dynamik. Einen oder zwei Songs als Anspieltip hervorzuheben, erspare ich mir. Hier geht es um ein Gesamtwerk und so sollte man es auch nehmen.

Die Texte sind ausgesprochen hörenswert und um das immer wieder bemühte Wort zu gebrauchen, sehr persönlich. Man bekommt das Gefühl, die Beiden schon ewig zu kennen und Anteil an der Welt, in der sie leben, zu haben. „Er ist geboren in Ostberlin, war in ’ner Punkband mit 15, er rotzte raus, was ihm nicht paßt, das Risiko war Stasi-Knast …“ Zeilen aus dem Song „Punkmaschine“ zeigen wo beide herkommen und was ihnen heute wichtig erscheint. Die Krönung in Sachen emotionale Text ist das absolut tolle „Geburt“, gesungen von Maria. Auch das nur aus den Buchstaben bestehende und gesungene „R-E-V-O-L-U-T-I-O-N“ zeigt, wo die Band politisch steht und dass sie, gerade als Personen des öffentlichen Lebens, dies auch kundtun. Gut zu hören ist auch, dass neben Begriffen wie Anarchie, Wut, Zorn und Hass auch die Themen Kinder, Liebe, Freude und Familie im Punkrock Platz gefunden haben. Wir schreiben eben nicht mehr das Jahr 1977 und ein Teil der damals mit Begeisterung dabei gewesenen ist jetzt 45 und immer noch dabei.

Die CD ist solide produziert, die Aufnahmen klingen schön fett und groovig. Das Cover und die dazu gelieferten Texte sind toll aufgemacht. Einziger Wermutstropfen ist, dass es dieses Teil nicht auf Vinyl gibt.

Arnim