URIAH HEEP

Ebersbach (14.04.2011)

Bevor Namen wie „The Clash“, „Ramones“ oder „Damned“ meinen Musikgeschmack und meine Grundeinstellung zur Musik prägten, waren die großen Hard- und Glam-Rockbands der 60er und frühen 70er die Helden meiner Kindheit. In dem Spannungsfeld zwischen Kindheit und Jugend, zwischen Rock und Punk wuchs ich auf und verdammte recht schnell meine frühen musikalischen Erfahrungen, namentlich von Bands wie „Deep Purple, „Nazareth“, „Sweet“, „Slade“, „Alice Cooper“ oder „Status Quo“. Heut 40 Jahre später ist der Blick in die Vergangenheit etwas neutraler und realistischer, und die eine oder andere Scheibe aus dieser Zeit findet jetzt erneut den Weg auf meinen Plattenspieler. Umso schöner ist es, dass ein großer Teil dieser Bands auch heut noch tourt, und ich habe für mich den Entschluss gefasst, einige dieser Urgesteine des Rock live zu besuchen. Daraus soll dann in den nächsten Monaten durchaus eine kleine Serie von Konzertkritiken über Rock- und Glambands aus dieser Zeit werden.

Den Anfang machen „Uriah Heep“, die zu Beginn ihrer Europatour im kleinen und beschaulichen sächsischen Städtchen Ebersbach gastierten. Mit Gitarrist Mick Box ist in der jetzigen Formation noch ein Gründungsmitglied aus den 60ern dabei und wie es sich für ein „Oldiekonzert“ gehört, standen die Herren pünktlich um 20.00 Uhr auf der Bühne. Für einen Konzertbesuch unter der Woche ist das entgegen zu vielen Punk- und Indie-Gigs ein großes Plus.
Die erste halbe Stunde benötigte die Band dann aber, um sich etwas warmzuspielen. Songs aus ihrem aktuellen Album und weniger hitlastige Track aus den 70ern bildeten den größten Teil der ersten halben Stunde. Nicht zu übersehen war aber, die Spielfreude der Band wuchs von Minute zu Minute und mit „Free’n’Easy“, „Gypsy“ und „Free Me“ kamen die ersten Hits. Für mich der Zeitpunkt die Augen zu schließen, mich zu erinnern und in die 70er zu beamen. Ein weiteres Bier in der Hand und einige Hits später kam dann auch der Überhit für die weibliche Fangemeinde „Lady In Black“. Die Menge dankte es mit frenetischem Beifall und ein kurzweiliger Abend ging nach der Zugabe und dem genialen „Easy Livin'“ zu Ende.

Insgesamt eine Konzerterfahrung der etwas anderen Art, lange Gitarrenorgien, ein überaus dramatisches Schlagzeugsolo und natürlich auch der Gesang von Sänger Bernie Shaw, der seit 1986 bei „Uriah Hepp“ am Mikrophon steht, zeigen das da Könner am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen. Und wenn man sich bewusst auf diese Zeitreise einlässt und mit der nötigen Offenheit an dieses Thema herangeht, kann man an so einem Abend nur positiv überrascht werden. Warten wir ab, wie die Kollegen von „Uriah Hepp“ in den nächsten Monaten abschneiden.

Arnim Bohla