RET MARUT

Cottbus – Glad House (14.02.2009)

Wenn ich ehrlich sein soll, bis vor einer Woche wusste ich noch nichts von der Band um Tatort Mastermind Bernd Michael Lade. Aber wie so oft schon, hat mich das OX mit einem Interview auf eine „neue“ Band aufmerksam gemacht. Klang sehr interessant, was da sowohl über die musikalischen Wege, aber auch über die politischen Ansichten und Hintergründe berichtet wurde. Was liegt da näher als einen Auftritt der Band im wenige Kilometer entfernten Cottbus zu nutzen, um sich selbst ein Bild vom Können der in die Jahre gekommenen „Punkrocker“ zu machen.

Im Vorfeld habe ich mich natürlich noch ein wenig zum Thema Bandgeschichte belesen. Obwohl, das sei hier mal ein wenig kritisch bemerkt, die Homepage nicht wirklich viel hergibt. Aber es gibt ja immer noch so tolle Seiten, wie Wikipedia und da kann man dann einiges Interessantes lesen. So z.B. das Bernd Michael Lade in seiner Jugend bereits in den Ostpunkbands Planlos und Cadavre Exquis aktiv war, oder das hinter dem Namen Ret Marut, der Schriftsteller und Anarchist B.Traven steckt.

Voller Erwartung fieberte ich dem Gig entgegen und durch den wieder einmal gelungenen Auftritt von Pascal Biggs, der den Suport übernahm, wurde die Zeit vor dem Konzert recht kurzweilig.

Gegen 22.30 Uhr betraten der Tatort Kommissar, seine Frau Maria Simon, Frank Strassburger und Tom Schwarz die Bühne. Schon mit dem einleitenden Text wurde noch einmal unmissverständlich geklärt, wo die Band politisch steht und daran ließ sie auch während des Konzertes keine Zweifel aufkommen. Der Opener „R-e-v-o-l-u-t-i-o-n“ brachte genau den Sound, den ich erwartet hatte. Eine Mischung aus Joy Division, Slime und EA80, super gut performt und in einem sehr guten Sound. Bis auf ein zwei, die mit dem Sound nichts anfangen konnten, schien es den spärlich angereisten Publikum zu gefallen. Weiter geht es mit „Moralin“, am Mikrophon Maria Simon. Eine schöne Stimme, die im Kontrast zur harten, scheppernden Musik steht, aber genau das ist einer der Gründe für die Spannung und den Reiz der Show. Beim nächsten Track „Sein Oder Nichtsein“ ist wieder Herr Lade am Mikrophon und es lohnt sich auch auf den Text zu achten. Eine kleine Kostprobe: „.. SEIN ODER NICHTSEIN; DAS IST HIER DIE FRAGE. ODER EINE WAFFE NEHMEN GEGEN DIESE SEE VON PLAGEN UM AM ENDE DANN VERGEBLICH IM AUFSTAND ZU VERSAGEN. … DAS BEWUSSTSEIN LÄHMT UNS UNSERE HÄNDE UND MACHT FEIGE AUS UNS ALLEN. IST ES NICHT HEUT, SO IST ES DOCH MORGEN, IST ES NICHT MORGEN, WIRD ES DOCH SEIN …“. Zwischendurch immer wieder kurze Worte ans Publikum. Sehr nett und authentisch kommt die Band rüber. Das war eine der spannenden Fragen im Vorfeld. Wie wird die Band mit der zweifellos vorhandenen Popularität der beiden Frontpersonen umgehen. Aber das scheint hier kein Problem zu sein. Die zwei machen ihre Sache super gut und lassen mit Nichten den „Promibonus“ raushängen.

Zwei Songs möchte ich noch aus dem recht umfangreichen Set herausgreifen. „Jolly Rogers Braut“, der sofort nach dem ersten Hören im Kopf hängen bleibt und ein kleiner Hit ist. Melodisch, ein klasse Refrain und neben „Punkmaschine“ und „Brief An Unsere Kinder“ wohl einer der eingängigsten Titel der Band. Das ganze Gegenteil „Wer Sind Diese Die“. Eine Mischung aus brachialem metallischem Sound und „Sonic Youth“-Geschrammel. Live ergibt sich Maria Simon mit ihrem Gitarrenspiel, fast wie die großen Helden aus New York, in einer Feedbackorgie. Gut gemacht und ein absolutes Highlight des Konzertes.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, eine positive Überraschung diese Band, nix für den schnellen Konsum, aber das ist auch mit Sicherheit nicht der Antritt. Meine Frau und ich fühlten uns super unterhalten und die mitgebrachte CD „Sommer Der Anarchie“ dreht sich, während ich diese Zeilen schreibe, schon zum dritten Mal in unserem CD-Player.

Die Band ist Live eine 100%ige Empfehlung!!!

Arnim