DR. FEELGOOD

Berlin – Quasimodo (14.02.2010)

Jede Tour der britischen Pup-Rock Band habe ich seit 1990 mit Wehmut verfolgt. Nie ergab es sich, dass ich die Band live zu sehen bekam. Jedes mal habe ich als Ersatz ihr 1976 veröffentlichtes Live-Album „Stupidity“, welches damals bis auf Platz 1 der britischen Albumcharts schoß, aufgelegt und mir ihre Hits angehört. Dr. Feelgood war eine der wenigen Bands, die eigentlich nie Punk war, aber durch ihre Singles „Back In The Night“, „Down At The Doctors“, „Milk And Alcohol“ und „Going Back Home“ bei den Punks hoch im Kurs stand. Genau diese Songs sind es auch, die ich bei einem Dr. Feelgood – Konzert hören wollte. Im September 2009 war es dann endlich soweit, Dr. Feelgood kündigten ihre Welttourne an und ein guter Freund animierte mich zum Konzertbesuch, so das der 14.02. schon sehr zeitig in meinen Konzertplaner 2010 aufgenommen wurde. Am Nachmittag noch beim ersten Geburtstag meines Enkelkindes und am Abend in das alt ehrwürdige Quasimodo. Als ich gegen 21.00Uhr am Ort des Geschehens ankam, war eine riesige Schlange vor der Lokation. Ich war das erste mal im Quasimodo. Nach ein paar Minuten in der Schlange stehend, bekam ich allerdings mit, dass sich der Andrang auf Grund eines Films im Rahmen der Berlinale gebildet hatte und das Konzert im Club, der sich im Keller befand stattfinden sollte. Kurzer small talk und dann gespanntes warten auf die Band, die zwar seit einigen Jahren ohne Originalmitglieder spielt, aber als Liveact immer noch tolle Kritiken bekommt. Leider ging das Konzert, auf Grund des über uns laufenden Films erst um 22.30 Uhr los. Für einen Sonntag und noch 150 Kilometer vor mir, trübte das meine Stimmung schon ein wenig.

Aber schon nach dem ersten Ton der alten UK-Legende war mein Trübsal wie weggeblasen. Die Spielfreude der Band, der tolle Sound und die Vorfreude auf die alten Hits aus den 70ern ließen meine Stimmung stetig steigen. Nach ein paar sehr blueslastigen Songs war es dann auch relativ schnell so weit, der erste Hammersong „Milk And Alkohol“ wurde von Sänger Robert Kane mit den Worten „And this Song you can!“ angekündigt. Ein wahrer Genuss und die Band ließ sich auch nicht lange bitten, es folgten weitere Hits aus den 70er, „Roxette“ und „As Long As The Price Is Right“. Zwar kann man die Liveperformence nicht ganz mit den Aufnahmen der Singles vergleichen, die meiner Meinung nach noch mehr Power haben, aber trotzdem ist es ein Genuss dieser Band zu lauschen und zuzusehen. Die Spielfreude der doch schon etwas in die Jahre gekommenen Mitglieder ist schier grenzenlos und so konnten auch die sehr blueslastigen Passagen, bei mir eine gewisse Euphorie erzeugen. Wie die Band z.B. den alten Bluesklassiker „I Can’t Hold Out (Talk To Me Baby)“ vom Urvater des Chicago Blues Elmlore James spielte, ist kaum zu toppen.

Aber auch dieser Abend hatte sein Ende. Ein würdiges möchte ich meinen. Denn der Evergreen von Bill Haley „See You Later Alligator“ + „Tequilla“ setzten den Schlusspunkt. Hier bewies die Band noch einmal unmissverständlich, dass sie trotz vieler Umbesetzungen und dem Misstand, über kein Urmitglied mehr zu verfügen, eine Live-Attraktion ist.

Für jeden aus der 77er Generation der die alten United Artists Singles im Schrank stehen hat, sei ein Besuch der nächsten Tour aufs dringlichste empfohlen.

Arnim