ALICE COOPER; WHITESNAKE

Berlin – Max Schmeling Halle (01.12.2008)

Bei jemandem der jenseits der 45 ist und Punkrock hört, stellt sich die Frage, was war eigentlich vor 77? Schon damals waren die schrägsten Typen/ Bands der Musikszene, wie z.B. MC5, Iggy Pop, Kiss und Alice Cooper angesagt. Letzterer kam dieses Jahr mit einem neuen Album im Gepäck auf Deutschlandtour. Was liegt da näher, als dem Altmeister des Horrorrock wieder einen Besuch abzustatten. Zu zweit machten wir uns an diesem nasskalten Dezembertag auf den Weg in die Max Schmeling Halle.

Bei Whitesnake war es für einen von uns ein Segen, dass er nach drei Songs, also nach getaner Fotoarbeit, die Halle wieder verlassen konnte. Der andere arme Tropf musste in selbiger verweilen und sich über eine Stunde schrecklichsten Alt-Herren-Poser-Möchtegern-Metal reinziehen. Einfach langweilig und spätestens beim schlechten 10-minütigen Gitarrensolo von zwei Gitarristen ist bei jedem Musikliebhaber die Luft entgültig raus. Mehr kann man dazu nicht sagen.

Die Frage für den Headliner des Abends lautete, kann er nach immerhin fast 40 Jahren Bühnenpräsens noch überzeugen und die recht gut gefüllte Max Schmeling Halle zum Toben bringen? Das Intro ertönte lautstark und nachdem die Show das erste Opfer forderte, viel der Vorhang und Cooper startete mit dem grandiosen „No More Mister Nice Guy“. Trotz der etwas spärlichen Bühnendeko, war das Publikum von Beginn an mitgerissen und auch bei der weiteren Songauswahl bewies Mr. Furnier ein mehr als glückliches Händchen – ein gelungener Mix aus alten und neuen Liedern, wobei die Hits aus den 70ern den größeren Stellenwert einnahmen. Einen Höhepunkt, der unbedingt Erwähnung finden muss, bildete das Schlagzeugsolo von Eric Singer (Kiss, Black Sabbath), der teilweise von den Gitarristen unterstützt, eine großartige und sehr unterhaltende Performance ablieferte. Die Band lief im folgenden zur Höchstform auf, Tänzerinnen, Dämonen, die die Bühne bevölkerten, und immer wieder Mister Cooper im Mittelpunkt des Geschehens. Hits wie „I’m Eighteen“, „Under My Wheels“, „Welcome To My Nightmare“ folgten und auch das kultige „Dead Babies“ vom 71er Album „Killer“. Die Show wurde immer theatralischer und die Band ist endgültig in den 70ern angekommen. Das soll keine negative Wertung sein, denn wer nach einer so langen Zeit mit einer relativ gleichbleibenden Show noch begeistern kann, hat alles richtig gemacht. Als Alice dann mit einem Kinderwagen auf die Bühne torkelte, kochte die Halle. Als gerechte Strafe für die Misshandlung der Babypuppe, wurde er in eine Zwangsjacke gesteckt und von den Wärtern malträtiert. Zu den ersten Tönen von „I Love The Dead“ wurde der Galgen auf die Bühne gebracht und kurze Zeit später baumelte der Hauptakteur des Abends hin und her. Nur um kurz darauf aufzuerstehen und mit „School’s Out“ ein fulminantes Finale abzuliefern. Das großartige „Billion Dollar Babies“ mit einem Geldregen setzte neben „Poison“ noch mal einen Schlussstrich. Als Fazit bleibt zu sagen, dass es ein toller Abend war, eine rundum gelungene Show – sowohl für jemanden der diese schon mehrfach gesehen hat, als auch für einen Neuling in Sachen Alice Cooper.

Arnim und Daniel