ABWÄRTS

Cottbus – Bebel (29.04.2010)

Wir schreiben das Jahr 1980 und wie so oft hänge ich die ganze Nacht vor dem Radio, höre Rock Over RIAS, um wieder ein paar neue Punksongs auf mein Tonbandgerät zu bannen. Meist wird das Warten zwischen 1 und 2 Uhr belohnt, da gibt es eine Stunde Punk und neben den UK Helden werden auch immer mehr deutsche Bands gespielt. Die Überraschung der Nacht, eine Band mit dem Namen „Abwärts“ und ihre Single „Computerstaat“. Der Song fräst sich förmlich ins Gedächtnis, eine geniale Mischung aus Punk und NDW, harte Gitarren treffen auf metallische Beats, der Gesang sehr eigenwillig und die kurzen Textfetzen setzen sich sofort fest.

„Montag klopft es an der Tür
und Arafat steht neben dir
Dienstag gibt es Probealarm
Paranoia in der Straßenbahn …
Sonntag, da ist alles tot
im Golf von Mallorca der Weltkrieg droht
Stalingrad, Stalingrad
Deutschland Katastrophenstaat“

Genau 30 Jahre habe ich warten müssen, um diese Band aus meiner Jugendzeit einmal live zu erleben. Auf ihrer „Rom“ – Tour machte „Abwärts“ auch im Cottbuser Bebel halt und ich wartete ungeduldig auf die Legende aus frühen Tagen.

Nach einer langjährigen Pause startete Frank Z, Mastermind und letztes Ur-Abwärts Mitglied, 2004 mit neuen Leuten und dem Album „NuProp“ wieder voll durch. 2007 legten sie noch einmal mit dem Werk „Rom“ nach und touren seit dem auch wieder fleißig.

Leider war der Club, für mich völlig unverständlich, nur spärlich gefüllt und die Band begann aus meiner Sicht etwas brüskiert mit ihrer Show.

Geboten wurde zu über 60% Material aus den letzten 4 Jahren, vom Album „Rom“ bzw. der neuen 12″ „Sei auch dabei“. Mir schien es, dass ein Großteil der Leute auf mehr alte Songs warteten oder wenigstens vom „NuProp“-Album. Aus diesem Grund entwickelte sich die Stimmung auch sehr langsam, aber als dann Songs wie „Terrorbeat“, „Alkohol“ und „Sonderzug“ kamen, war den wenigen Besuchern die Begeisterung an zu merken. Wobei das sehr poppig, flockige „Lucky Fucky“ vom „Rom“-Longplayer auch für viele wippende Beine sorgte. Der Sound war nicht ganz so gut wie ich es eigentlich erwarte, aber ob das an der Band gelegen hat oder auch die vor Ort vorherrschenden Bedingungen eine große Rolle spielten, mag ich nicht eindeutig zu beurteilen.

Jedenfalls kam mit zunehmender Freude beim Publikum auch die Band in Fahrt und so bleibt eigentlich nur zu konstatieren, dass der Zugabenblock all das beinhaltete, was ich mir für das gesamte Konzert erhofft hatte. Die Band setzte mit „Beim ersten mal tut’s immer weh“ ein und das Publikum war durch das recht lange einfordern der Zugaben auch näher an der Bühne dran. Jetzt ging die Fahrt richtig los und mit „Zonenzombie“ legte die „Abwärts“ noch eins drauf. Die Spielfreude war da, die Songs stimmten, das Publikum dankte es den Musikern mit entsprechendem Applaus. Und da war er dann wieder, der Über – Hit, die Hymne – „Computerstaat“. Schon er allein wäre den Besuch des Konzerts wert gewesen und der Spirit aus der längst vergangenen Zeit schien im Club zu schweben.

Fazit: Ein „Abwärts“-Konzert ist ein absolutes Muss für jeden, der nur annähernd etwas mit Punk am Hut hat. Empfehlung, nehmt aber auf jeden Fall ein paar Freunde mit, damit die Band nicht vor einem halbvollen Laden spielen muss.

Arnim